Ananas und der Schneehund

Die Geschichte Ananas und der Schneehund

Die Geschichte Ananas und der Schneehund habe ich 1999 in Italien geschrieben. Damals wohnte ich in einem italienischen Hochhaus, saß nachts an einer schmalen Schreibtischplatte und dachte manchmal an Berlin. Ich dachte aus unerfindlichen Gründen oft an einen großen Parkplatz, neben dem ich jahrelang in einer Buchhandlung gearbeitet hatte und an eine einsame Brandmauer eines großen Hauses daneben,
in der hoch oben ein einziges Fenster war. Ich weiß nicht nicht mehr ganz genau, wie ich auf den Windanker stieß, auf einen kleinen Jungen namens Ananas, seine Mutter Windflatterkleid und auf die Schneehunde Inuund Quarkstulle. Sie alle waren plötzlich da – und ich schrieb ihre Geschichte auf.

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Die Geschichte Ananas und der Schneehund

Die Geschichte Ananas und der Schneehund habe ich 1999 in Italien geschrieben. Damals wohnte ich in einem italienischen Hochhaus, saß nachts an einer schmalen Schreibtischplatte und dachte manchmal an Berlin. Ich dachte aus unerfindlichen Gründen oft an einen großen Parkplatz, neben dem ich jahrelang in einer Buchhandlung gearbeitet hatte und an eine einsame Brandmauer eines großen Hauses daneben,
in der hoch oben ein einziges Fenster war. Ich weiß nicht nicht mehr ganz genau, wie ich auf den Windanker stieß, auf einen kleinen Jungen namens Ananas, seine Mutter Windflatterkleid und auf die Schneehunde Inuund Quarkstulle. Sie alle waren plötzlich da – und ich schrieb ihre Geschichte auf.
Als ich damit fertig war, erzählte ich sie meiner Frau.
Sie gefiel ihr, und darum übersetzte sie sie ins Italienische. So bekam sie mein Freund Guy, der Bildhauer ist, zu lesen. Ich erzählte ihm, dass ich jemanden suchte, der Bilder zu der Geschichte malen würde, nur ein paar.

Dann wollte ich die Geschichte mit den Bildern einem italienischen Verlag zur Veröffentlichung anbieten. Guy schickte mich zu seinem Bekannten, einem Maler namens Alberto Zamboni. Alberto las die Geschichte und sagte, er wolle einige Bilder malen. Als ich wenigen Wochen später wieder zu ihm kam, war seine Wohnung voller Bilder von „Ananas e il cane di neve“ (so heißt die Geschichte auf Italienisch). Es war überwältigend. Wir saßen in der Küche, tranken Espresso und staunten. Ein anderer meiner Freunde, Paride, machte uns mit Simona Aguzzoni bekannt, die sich entschloss in ihrem Grafikstudio ein paar Probebücher für Alberto und mich zu machen, damit wir sie an die großen Verlage schicken könnten, die unsere Geschichte veröffentlichen sollten.

Weder Alberto noch ich hatten je mit einem großem Verlag zu tun gehabt. Ich nahm die Geschichte und setzte die Wörter in verschiedenen Formen und Farben neben die Bilder, so dass sie mir noch besser zusammen zu passen schienen. Ich liebte unser Buch, als es fertig war. Es war seine ganz eigenen Welt geworden. Dann versuchten wir es mit den großen Verlagen. Zuerst in Italien. Aber keiner wollte unsere Geschichte. Einige wollten die Bilder von Alberto, aber meine Geschichte nicht. Und einige wollten nichteinmal die Bilder. Dann versuchten wir es bei den großen Verlagen in Deutschland. Hier wollten einige die Geschichte, aber keiner wollte Albertos Bilder, die, so sagte man uns, nichts für Kinder wären. Ein Verlag schickte mir stattdessen Bilder von  andere Zeichnern, die die „richtigen“ Bilder für Kinder malen würden. Aber ich wollte Albertos Bilder und sonst keine. Darum wurden, außer den 100 Büchern, die Simona für uns gemacht hatte, nie weitere von Ananas und der Schneehund gedruckt. Das ist jetztungefähr 15 Jahre her. Alberto ist ein bekannter Maler in Italien egworden. Er amcht Ausstellungen, auch in der Schweiz und in Deutschland, und er malt weiterhin sehr wunderbare Bilder. Ein Kunstkritikerin, Beatrice Buscaroli, die seine Bilder gesehen hat, hat einmal dazu geschrieben:

„Alberto Zamboni malt Suggestionen. In seinen Werken tauchen Gestalten, Umgebungen, Wesen auf, welche durch verwirrende Lichthöfe wie leuchtende Schleier dominiert werden. Es sind dies Abbildungen aus dem erlebten Alltag, Erzählungen von Situationen, die man gleichsam mit geschlossenen Augenlidern gesehen hat, marginal oder an der Grenze des Bewusstseins. Die leuchtenden Lichthöfe verschieben die Betrachtung, erzeugen andere Eindrücke, andere Erinnerungen. Das Dargestellte ist das Nicht-Gesehene, ist das nicht-reale Gedachte, das noch nicht kodifizierte Erlebte. Es ist eine Lösung auf halbem Weg zwischen Erzählung und Suggestion, zwischen denen es hin und her pendelt und dabei manchmal seine Farbe verändert wie in einer chemischen Reaktion.“ Ja, so könnte man sagen, malt Alberto.